Ein Plädoyer für den Foiling Katamaran

GC32 RACING TOUR / 38 COPA DEL REY MAPFRE 2019

Es ist jetzt gut zwei Jahre her, seit ich mich entschieden habe, mit der GC32 Bootsklasse auf Foiling Katamarane zu wechseln. Schon seit geraumer Zeit im Multihull-Sailing zuhause, war es für mich durchaus naheliegend, mal ein Tragflächen-Boot auszuprobieren. Doch mein «erstes Mal» auf einem GC32 Katamaran entpuppte sich dann für mich sprichwörtlich als Offenbarung. Danach gab es kein Zurück mehr.
Zwar können Katamarane auch ohne Foils enorme Geschwindigkeiten entwickeln. Doch der Moment, wo die Tragflächen ein GC32 aus dem Wasser heben und das Boot praktisch lautlos zu fliegen beginnt, lässt mein Herz noch immer höher schlagen.

Umso erstaunlicher finde ich es, dass gerade der America’s Cup wieder auf Einrumpf-Boote setzt, nachdem dieser Cup so viel für Foiling Katamarane getan hat. Es überrascht zugleich aber nicht, dass bei der Rückkehr zum Monohull nun Foils anstelle eines Kiels zum Einsatz kommen, die den Rumpf seitlich aus dem Wasser heben können. Dennoch werden diese neuartigen Boote – wegen ihrer Anlehnung an den Foiling-Katamaran von manchen bereits «Monomaran» genannt – kaum an die Performance eines Multihull-Foilers heranreichen. 

In gewisser Weise ist diese Entwicklung nachvollziehbar, soll das neue Konzept wohl als Kompromiss Kritiker und Nostalgiker wieder sprichwörtlich zurück ins Boot holen. Doch auch dieser eher aufwendige Versuch, etwas von der traditionellen Segel-Ästhetik in die Gegenwart aus High-Tech und computergestützter Formgebung herüberzuretten, wird nach meiner Ansicht nichts an der Tatsache ändern: Dem «einfachen» Foiling Catamaran gehört die Zukunft.

Momentan ist Foiling in aller Munde. «Fliegen» ist der Trend, der die Welt des Wassersports gerade auf den Kopf stellt. Windsurfer, Kitesurfer, aber auch herkömmliche Jollen werden umgerüstet, neue Boote entworfen und gebaut. Es gibt bereits auch schon kleinere «fliegende» Yachten. Sogar bei den Weltumseglern geht die Entwicklung da hin, dass die Monohull-Boote so konzipiert werden, dass bei Fahrt möglichst viel vom Rumpf aus dem Wasser gehoben wird. Langjährige Geschwindigkeits- und Weltumsegelungsrekorde werden wohl bald unterboten.

Umso mehr bin ich der Meinung, dass nur das Foilen auf Booten, welche ausschliesslich von Hand bedient werden und auf computergestützte Flightcontroller verzichten, den ultimativen «Segelkick» vermittelt. Denn je stärker der Segler mit seiner Erfahrung und seinem Fingerspitzengefühl gefordert ist, desto mehr entsteht zu all der Geschwindigkeit noch das erfüllende Gefühl, mit Wind und Welle wirklich eins zu sein.

Christian Zuerrer, Team Principal, Black Star Sailing