Bericht 44Cup World Championship Portorož
44Cup World Championship Portorož, 12. – 16. Oktober 2022, Slowenien
Last. But not least.
Mit der Teilnahme an der 44Cup World Championship in Slowenien neigt sich die Black Star Sailing Event-Saison nun dem Ende zu, nachdem die zwei letzten Regatten der GC32 Racing Tour wegfallen.
Voller Spannung und Tatendrang reisten wir Anfang Oktober nach Portorož, schliesslich konnten wir endlich mit unserer eigenen RC44 Yacht diese Weltmeisterschaft bestreiten. Mit dem letzten Platz konnten wir unsere Ambitionen zwar noch nicht in greifbare Resultate umwandeln. Dennoch sind wir mit unserer Leistung zufrieden.
Nach der GC32 WM an die RC44 WM
Vermutlich ist es in nicht allzu vielen Sportarten möglich, als Team in mehreren «Disziplinen» gleich an Weltmeisterschaften teilzunehmen. Doch eines steht fest: Obwohl man in manchen Hochleistungs-Regatta-Klassen ohne Qualifikation an WMs starten kann, trifft man auch dort auf die besten Teams der Welt. Demzufolge ist der Gewinn einer dieser Meisterschaften immer entsprechend hoch einzustufen.
Als absolutes «Rookie Team» in der RC44 Klasse zählten wir nicht gerade zu den Favoriten an der 44Cup Weltmeisterschaft. Dennoch hofften wir, positive Zeichen zu setzen – was uns auch gelang. Doch alles der Reihe nach.
Neue Yacht – neuer umweltfreundlicher Motor
Nachdem wir im Solent die ersten Probeschläge auf der Yacht absolviert hatten und dabei erste «Kinderkrankheiten» ausmerzen konnten, wurde die verbleibende Zeit bis zum Abtransport der Yacht dafür verwendet, einen neuen Motor einzubauen. Ursprünglich wurden die RC44 Yachten mit einem «alltäglichen» Dieselmotor ausgerüstet. Da unsere neue Yacht vor unserem Erwerb einige Zeit auf einen Käufer wartete, waren ihrem Motor in der Werft Teile für die Reparatur anderer Motoren entnommen worden. Als sie dann in unseren Besitz übergegangen war, stellte sich heraus, dass die Beschaffung der fehlenden Teile recht aufwendig werden würde. In der RC44 Klasse wurde aus Gründen der Nachhaltigkeit schon mehrmals ein Wechsel zu Elektromotoren diskutiert. Da sich die Fertigstellung unserer Yacht wegen Lieferschwierigkeiten weiterer Ersatzteile zusätzlich zu verzögern begann, lag es nahe, auch nach einer Alternative für den unvollständigen Dieselmotor Ausschau zu halten. Wir entschieden, kurzerhand auf Elektroantrieb zu wechseln und unsere neu erstandene Yacht gleich von Beginn weg immissionsfrei in Fahrt zu setzen. Der Einsatz eines Elektromotors bringt uns klar einen Schritt weiter in unseren Bestrebungen, unseren Ausstoss an CO2 «over all» zu reduzieren. Innerhalb der Klasse leisten wir als neues Team mit diesem Effort zudem eine Gewisse Pionierarbeit, und versuchen die anderen Teams mit unseren Erfahrungen bei einem allfälligen Ersatz ihrer Motoren zu unterstützen.
Gleich nach dem Einbau machten wir mit dem Elektromotor-Lieferanten ausgiebige Testfahrten, um den für diese Bootsklasse neuartigen Antrieb auf Herz und Nieren zu testen. Dabei wurden einige Anpassungen nötig, u.a. auch beim Gewicht: Weil der Elektromotor inklusive Batterien leichter ist als die bisher verbauten Dieselmotoren, mussten wir die Differenz mittels zusätzlicher Bleigewichte ausgleichen. Um die Chancengleichheit zu wahren, müssen wir auf den Gewichtsvorteil dieser Innovation verzichten. Was wir gerne machen, da in einer «One-Design-Klasse» die seglerischen Fähigkeiten den Unterschied machen sollen, und nicht die Jagd auf technische Errungenschaften.
Fracht mit Verzögerung
Nach einigen Herausforderungen beim Transport von England nach Slowenien – die Yacht musste zunächst in die Schweiz importiert werden, damit eine Verzollung durchgeführt werden konnte – starteten wir spät, zu spät mit dem Aufbau. Was ist passiert: Die beauftragte Speditionsfirma holte die Yacht drei Tage später als vereinbart ab und fuhr nicht auf der vorgegebenen Route. Da die Yacht auf dem Transportrack die vorgegebene maximale Höhe von vier Meter überschreitet, muss bei Abfahrt eine Bewilligung vorliegen. Was grundsätzlich kein Problem darstellt, wurde aber vermutlich aufgrund einer Kostenoptimierung komplexer. So fuhr der Truck schlussendlich von England, via Frankreich, Schweiz und Österreich nach Slowenien.
Mit einem Nachteinsatz des gesamten Teams wurde der Aufbau in Rekordzeit gestemmt, sodass nicht zu viele der geplanten Trainingstage verloren gingen.
Die Wettervorhersagen sagten für die verbliebene Trainingszeit eher leichte Winderverhältnisse voraus. Um unsere Yacht besser kennenzulernen und die Manöver zu verfeinern, waren wir nicht unglücklich über den Forecast. Entsprechen diese Windverhältnisse doch dem, was wir von unseren Seen in der Schweiz her bestens kennen.
Mit einem «Ruck» in den Eröffnungstag
Am Tag der Eröffnung der Weltmeisterschaft erwartete uns ebenfalls diese vertraute Windsituation. Prompt starteten wir gleich sensationell mit einem zweiten Platz im ersten Race. Leider konnten wir das Resultat in den folgenden Wettfahrten nicht immer Bestätigen und hatten wie zum Beginn in der GC32 Klasse unsere «Ups and Downs». Es zeigte sich aber, dass uns die Erfahrungen aus den Regatten in Cascais und Marstrand halfen mit der Situation umzugehen. So konnten wir immer besser mit dem kompetitiven Feld mithalten während immer öfter uns nur wenige Meter vom nächstliegenden Rang trennten. Wie eng die Konkurrenten beieinander lagen, zeigte sich sehr offensichtlich in einem Race, in dem die Wettfahrtleitung Drohnenbilder für die Rangierung im Zieleinlauf zu Hilfe nehmen musste.
Die letzten, aber nicht mehr abgeschlagen
Mit unserer ersten Teilnahme an einer 44Cup Weltmeisterschaft sind wir durchaus zufrieden, da wir uns über die vier Renntage kontinuierlich verbessern konnten und uns immer wieder gute Läufe gelangen. Das letzte Race beendeten wir wie das erste Race am Eröffnungstag auf dem zweiten Platz, hinter dem Weltmeisterteam Charisma.
Unsere Steigerung lässt sich auch in der Punktebilanz ablesen. Hielten wir an unserem ersten Event in Cascais noch «die rote Laterne» mit 27 Punkten Abstand zum Zweitletzten, war unser Abstand in Marstrand mit 17 Punkten schon deutlich geringer. Die Weltmeisterschaft beendeten wir zwar wieder als Tabellenletzte, jedoch nur noch mit drei Punkten Differenz hinter dem Team vor uns und lediglich sechs Punkte hinter dem sechsten Gesamtrang.
Dass die neu gekürten RC44 Weltmeister das erste Race der WM als Tabellenletzte beendeten, macht deutlich, wie hoch das Niveau auch in dieser Klasse ist, und wie schnell es Verschiebungen im Ranking geben kann.
Der konstante Aufwärtstrend des Black Star Sailing Teams bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass wir mit der neuen Yacht bereits die gleiche Geschwindigkeit wie die anderen Boote segeln können. So bereiten wir uns absolut zuversichtlich auf die letzte Regatta des 44Cup vor, die Anfang Dezember in Muscat, Oman stattfinden wird. An Muscat hat das Black Star Sailing Team zudem ausgesprochen positive Erinnerungen, da wir dort vor zwei Jahren den Grundstein legten, um mit dem GC32 Katamaran vom «Rookie Team» zu einem respektierten Regattateam zu werden.
Black Star #27 – Visueller Akzent auf dem Wasser
Mit dem ausgedehnten Aufenthalt in der Werft konnten wir an der neuen Black Star Sailing Yacht auch gleich noch eine weitere Besonderheit umsetzen: Das vorgesehene Design mit dem Schriftzug tief unter der Wasserlinie musste in der Lackierung aufwendig eingearbeitet werden, da sonst die Reibung im Wasser zu hoch würde. Dies wurde im gestreckten Timing so erst möglich. Und so freuen wir uns, dass das Black Star Sailing Team neben den Rennverläufen auch visuell einige positive Akzente zu setzen vermochte. Das auffällige und zugleich elegante Design der neuen Yacht sticht auf jedem Foto heraus. Entsprechend stolz sind wir auf unser neues Bijou – und entsprechend grösser ist die «Ausbeute» in unserer Fotogalerie, die ab sofort für unsere Fans und Interessierte auf unserer Website bereitsteht.