Bericht 44Cup World Championship Cowes
RC44 World Championship Cowes 9. – 13. August 2023, Grossbritannien
Auf den ersten Blick ist man auf einer RC44 Monohull-Yacht gemächlicher unterwegs als auf einem GC32 Foiling Katamaran. Was aber keineswegs heisst, dass es weniger anspruchsvoll ist, vorne mitzusegeln. Denn auch im 44Cup ist jeder Zentimeter hart umkämpf. Selbst minimale Fehler in Taktik oder Manövern werden im absolut hochkarätigen Teilnehmerfeld kompromisslos ausgenützt und haben fatale Auswirkungen.
In Cowes starteten wir dieses Jahr nun schon zur zweiten Weltmeisterschaft in der RC44 Klasse. Die Weltmeisterschaft in Slovenien war vergangenes Jahr zugleich unsere Premiere mit der neuen «Black Star». Kurz davor hatten wir unsere neue RC44 Yacht auf dem Solent vor Cowes zum allerersten Mal segeln können, nachdem sie von unserem Boatcaptain Chris Noble eben erst fertiggestellt worden war.
Somit wussten wir, dass uns dieses Jahr in den 44Cup World’s in Cowes nicht nur erneut ein hochkarätiges und ambitioniertes Linup erwartete, sondern auch bemerkenswerte Voraussetzungen: Der Solent ist wegen den Strömungen und den verschiedenen Sandbänken eine Herausforderung zum Segeln. Neben den wechselnden und teils starken Gezeiten muss auch konstant die Wassertiefe im Auge behalten werden. Als Sahnehäubchen kam an einigen Races noch der «British Summer» hinzu, der den Regen zusammen mit den starken Winden zeitweise wie Hagel anfühlen liess. Segeln an der «Costa del Solent» – ein intensives Naturerlebnis.
Der 44Cup Cowes war aber nicht nur wegen dem Solent eine aussergewöhnliche Erfahrung: Mit der Royal Yacht Squadron war der traditionsreiche britische Segel-Club Veranstalter dieser Regatta, der damals den ersten America’s Cup ausrichtete. Die Royal Yacht Squadron erwies der RC44 Klasse unter anderem die Ehre, als Startschuss zur 44Cup World’s 2023 Cowes die altehrwürdigen Festungs-Kanonen abzufeuern.
Fast alles richtig gemacht
Das Black Star Sailing Team ging mit dem erklärten Ziel, möglichst konstant zu segeln, an den Start. Wir wollten das Up-and-Down vergangener Regatten möglichst vermeiden. Lieber konstant in der Mitte vom Feld segeln als einmal ganz vorne und dann wieder das Schlusslicht sein.
In den ersten beiden Tagen konnten wir unsere Vorgaben recht gut umsetzen. Mit recht konstanten Resultaten im Mittelfeld konnten wir uns im Vergleich zum letzten Event sichtbar verbessern und uns in der Mitte klassieren. Nach den ersten beiden Regattatagen betrug der Punkteabstand zwischen dem ersten und dem achten Rang gerade mal acht Punkte!
Für den Samstag war eine Wetterverschlechterung mit viel Wind angesagt. So bereiteten wir uns schon am Freitagabend entsprechend vor. Härtere Segellatten wurden bereitgelegt, die Yacht und die Segel nochmals im Detail geprüft, um den Zeitaufwand am Morgen hierfür zu verringern. Bereits vor dem Auslaufen wurde der Starkwindtrimm vorgenommen, um die Segel möglichst schnell hissen zu können, um dadurch etwas Zeit für uns zu gewinnen. Zeit, die wir benötigten, um die für uns schwierigen Verhältnisse zu bewältigen, damit wir mit den erfahreneren Teams mithalten konnten. Mit den starken Winden ging es flott Richtung Startlinie. Einige Manöver konnten wir vorab fahren, ein paar Vorwind- und Am-Wind-Kurse gesegelt, um das Gefühl für den Bootstrimm und die Geschwindigkeit zu erhalten.
Beim ersten Start war der Wind bereits um die 20 Knoten stark. Wir erwischten einen guten Start und umrundeten als drittes Boot die Topmarke. Unter Spinaker rauschten wir teilweise mit über 22 Knoten Bootsgeschwindigkeit zur nächsten Wendemarke. In einem Manöver passierte jedoch das scheinbar Unvermeidliche: Wir krängten zu stark, die Yacht lief aus dem Ruder und war für einen Moment nicht mehr unter Kontrolle. Dieses Malheur kostete uns gleich mehrere Plätze.
Auch wenn wir jeweils unmittelbar aus unseren Fehlern lernen und in Gesprächen die Abläufe zwischen den Races zu verbessern versuchen, konnten wir am Samstag nach diesem Rückschlag nicht mehr die Konstanz der Vortage erreichen.
Am letzten Regattatag waren die Windverhältnisse wieder etwas moderater als am Samstag, und es gelang uns, wieder im Feld mitzusegeln. Trotz einem erfreulichen dritten Platz’ im letzten Lauf konnten wir uns in der Rangliste nicht mehr verbessern.
Dennoch nehmen wir einmalmehr viel Positives mit. Rückschläge zeigen klarer Schwachstellen auf als manche Analyse, und so können wir uns nun gezielt daran machen, diese Lücken auszumerzen. Unsere Lernkurve zeigt immer noch aufwärts, auch wenn das Verbesserungsschritte kleiner werden und sich immer mehr in den Details verstecken.
Mit unserer Leistung an der RC44 World Championship Cowes 2023 sind wir durchaus zufrieden, da sich im angestrebten Mittelfeld die kleinen Fehler bereits deutlich auswirken und unsere über weite Teile gezeigte Konstanz das Einzige ist, was uns vom Ende des Klassements wegbringt.
An dieser Stelle unseren Dank an alle unsere Fans, Suporter und Sponsoren, die uns unterstützen und uns anspornen, immer besser zu werden.
Finde mehr Bilder zum 44Cup Worlds Cowes 2023 in unserer RC44 Bildergalerie auf unserer Website: