Bericht 44Cup Alcaidesa Marina 2023

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44Cup Alcaidesa Marina, 18. – 22. Oktober 2023, La Línea de la Concepción, Spanien

Ab aufs Podest!

Die zweitletzte Regatta der 44Cup-Saison 2023 fand in der Bucht vor La Linea statt. Und mit ihr kam der für uns lang herbeigewünschte Moment, dass das Black Star Sailing RC44 Team endlich auf das Podest steigen darf.

Ausgerechnet unter dem berühmten Felsen von Gibraltar gelang uns das kleine Kunststück, bereits an der sechsten Regatta auf unserer eigenen Yacht einen Podestplatz zu erstreiten. So hat sich unser Kredo, uns keiner Kritik zu verschliessen und uns allen Herausforderungen offen zu stellen, schon fast sinnbildlich am Fuss des symbolbehafteten «Affenfelsens» für uns ausbezahlt.

Genau unter besagtem «Rock of Gibraltar» liegt auf der spanischen Seite die Alcaidesa Marina, der Heimathafen vom Penisula Sailing Team. Die nach ihrem Heimathafen benannte RC44 Regatta war vorbildlich organisiert, und dank dem lokal verankerten Segelteam war auch gewährleistet, dass sich keine Frachtschiffe im Regattagebiet aufhielten.

Gelernt – und umgesetzt

Mit den zusätzlich gesammelten Starkwind-Erfahrungen aus Cowes im Gepäck war für uns klar, dass wir in der Bucht von Gibraltar einen weiteren Schritt nach vorne machen wollten.

Die Wettervorhersagen am Sonntag vor der Regattawoche hätten uns früher noch etwas nervös gemacht: Mit wenig bis viel Wind, und das aus allen Richtungen, war so ziemlich alles dabei. Dass aufgrund der Prognosen ausgerechnet der Eröffnungstag auf der Kippe stand, hielt uns aber nicht davon ab, an unserem Fahrplan in unseren Vorbereitungen festzuhalten.

Am Montagabend hielten wir ein Teammeeting ab, um die Weltmeisterschaft nochmals Revue passieren zu lassen. In diesem Meeting gelangten wir zum Entschluss, einen Wechsel an Bord vorzunehmen. Will Ryan sollte die Position «Main Trimmer» von Flavio Marazzi übernehmen. Mit Will kam neue Energie und eine frische «Sicht von aussen» ins Team.

Bereits der Dienstag war von uns im Wettkampf-Rhythmus durchgetaktet: Nach dem Frühstück die Fahrt zur Marina, die Yacht segelfertig vorbereiten und nach einem kurzen Lunch an Bord auslaufen zum Training. Bei überraschend sommerlichen Temperaturen und leichten Winden konnten wir in der neuen Konstellation die Manöver durchgehen und verfeinern. Zeitweise begleiteten uns ganze Schwärme von Delphinen, die sich um unsere Yacht tummelten und spielten. Von den berüchtigten Orca Walen wurden glücklicherweise keine in der Bucht gesichtet.

Mit dem Mittwoch kam mit den Practice Races der offizielle Beginn der Regatta. In die drei vorgesehenen Rennen starteten wir mit vollem Einsatz und Siegeswillen – und wurden prompt mit einem zweiten Platz belohnt. Das Team funktionierte praktisch reibungslos, die Bootsgeschwindigkeit stimmte und die Manöver passten. Auch wenn wie üblich alle Teams mit «alten» Segeln diese Trainingsregatten segeln, waren wir doch mit dem Tag und den gefahrenen Zeiten überaus zufrieden. Schliesslich geben bessere Ergebnisse auch mehr Selbstvertrauen vor den bevorstehenden Wettkampftagen.

Elan beibehalten

Prompt war der Wind am Donnerstag so stark, dass die Wettfahrtleitung schon früh entschied, den ganzen Tag zu canceln. In der RC44 Klasse gibt es eine Regel, die vorsieht, dass bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 25 Knoten (45 km/h) keine Regatta stattfindet. Grund ist, dass solche Verhältnisse immer mit starken Böen einhergehen, wodurch die grossen Segelflächen einer RC44 Yacht oft nicht schnell genug «gerefft» werden können – was mitunter zu gefährlichen Situationen führt. Mit einer Absage will man verhindern, das Mensch und Material zu Schaden kommen.

Am Freitag waren die Verhältnisse wieder besser, sodass pünktlich zur eigentlichen Regatta gestartet werden konnte. Mit einem zweiten Platz starteten wir sehr erfolgreich auch in die offizielle Serie. Irgendwie spürten auf dem Boot alle, dass heute DER Tag ist – und prompt beendeten wir die zweite Wettfahrt als erste. Schon der Start zu diesem erfolgreichen zweiten Rennen war bemerkenswert: Unsere Taktik war, uns eher links vom Startboot frei von anderen Yachten zu halten und von dort über die Linie zu starten. Ein massiver Winddreher kurz vor dem Startschuss veranlasste uns, spontan zu wenden. So ergab sich für uns ein so genannter «Portstart». Das heisst, wir überquerten die Startlinie ohne Vortritt und kreuzten vor dem ganzen Feld auf die rechte Seite des Regattakurses. Nicht oft gelingt so ein spektakulärer Start. Entsprechend waren die Rückmeldungen der anderen Teams und die Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien war gross.

In voller Fahrt sahen wir am Horizont Gewitterwolken aufziehen. Mit dem Regen kam auch eine Starkwindfront, welche die 35 Knoten-Grenze überschritt, und die Wettfahrtleitung veranlasste, das Rennen zu stoppen. Im Vollregen ohne grosse Sicht segelten wir noch weiter zur Boje und stellten fest, dass wir tatsächlich als erstes Team gerundet hätten. Doch wir liessen uns nicht entmutigen.

Bei moderateren Winden wurde dann nochmals zur zweiten Wettfahrt gestartet, welche auch zu Ende gesegelt wurde. Wir kamen abermals gut ins Rennen und rundeten die Luv Boje als zweite Yacht, halsten aber früher als das führende Artemis Team und konnten so als erste Yacht das Leegate runden. In der folgenden zweiten Runde gaben wir die Führung nicht mehr ab und segelten als erstes Team über die Ziellinie. Unser erster Laufsieg in dieser Bootsklasse war somit Tatsache.

Erfreulich daran war, dass wir bei viel Wind die Geschwindigkeit erreichten und unsere Fehler in den Manövern im Vergleich zu den anderen Teams geringhalten konnten.

Dass wir absolut auf dem richtigen Weg sind, zeigte sich dann am Samstag. Ins erste Rennen starteten wir gleich mit einem zweiten Platz, gefolgt von einem weiteren unglaublichen ersten Platz im zweiten Rennen. Die letzte Wettfahrt vom Samstag gelang uns leider nicht mehr nach Wunsch, doch konnten wir die zweite Position im Gesamtklassement halten. Für den Schlusstag war wieder alles offen. Wie üblich lagen die ersten vier Plätze nur um wenige Punkte auseinander.

Fehler verkraftet

Der Sonntag empfing uns wieder mit mehr Wind, und die Karten wurden komplett neu gemischt. Voller Motivation starteten wir in die erste Wettfahrt und lagen auch gut im Rennen. Leider erweis sich unser Entscheid, wie wir die Luvboje runden wollten, als falsch, und wir fanden uns am Schluss des Feldes wieder. Rückschläge können uns bekanntlich nicht entmutigen und so konnten wir über die verbleibenden Wettfahrten den Schaden einigermassen in Grenzen halten.

Natürlich reichte es nicht mehr für zuoberst aufs Podest. Dennoch wurden wir für unsere bislang beste Regatta mit dem dritten Platz im Gesamtklassement belohnt.

Selbstredend sind wir stolz auf das vorgelegte Resultat. Zugleich hat uns der 44Cup Alcaidesa Marina aber einmalmehr aufgezeigt, dass auf unserem Weg nach oben noch ein langer Weg vor uns liegt.

Hier ist es wieder mal angebracht, uns zu bedanken für all den Support und die Unterstützung, die wir tagtäglich erfahren dürfen. Es ist ein riesiges Abenteuer, eine Kampagne wie Black Star zu führen und betrachten es als Privileg, so enthusiastisch und zugleich grosszügig auf unserem Weg nach oben begleitet zu werden.

Wir halten euch auf dem Laufenden ­– und zählen weiterhin auf euch!

Beim 44Cup Alcaidesa Marina unter dem symbolträchtigen Felsen von Gibraltar war wieder alles dabei. Die Bedingungen waren mitunter sonnig und angenehm, ...
Beim 44Cup Alcaidesa Marina unter dem symbolträchtigen Felsen von Gibraltar war wieder alles dabei. Die Bedingungen waren mitunter sonnig und angenehm, …
… aber auch äusserst windig und nass.
… aber auch äusserst windig und nass.
Obwohl eine plötzliche Sturmfront uns in unserem ersten Laufsieg einen Strich durch die Rechnung machte, …
Obwohl eine plötzliche Sturmfront uns in unserem ersten Laufsieg einen Strich durch die Rechnung machte, …
… konnten wir in der folgenden Wettfahrt endlich reüssieren.
… konnten wir in der folgenden Wettfahrt endlich reüssieren.
Am Finaltag mussten wir uns letztlich mehrmals geschlagen geben, ...
Am Finaltag mussten wir uns letztlich mehrmals geschlagen geben, …
… durften uns aber über einen dritten Platz beim 44Cup Alcaidesa Marina 2023 freuen.
… durften uns aber über einen dritten Platz beim 44Cup Alcaidesa Marina 2023 freuen.

Finde mehr Bilder zum 44Cup Worlds Cowes 2023 in unserer RC44 Bildergalerie auf unserer Website: